Information zur psychotherapeutischen Behandlung
Jeder Mensch kann im Laufe seines Lebens einmal oder mehrfach in eine Krisensituation kommen, in der sie/er psychotherapeutische Hilfe benötigt und eine entsprechende Behandlung oder Beratung sinnvoll werden kann. Hierbei muss es sich nicht um eine langfristige Behandlung handeln, manchmal können auch wenige, gezielte Gespräche bereits weiter helfen. Entscheidend ist, welche Ursachen die Krise ausgelöst haben, welche Umstände sie aufrecht erhalten und wie die persönlichen Voraussetzungen sind, die Krise zu bewältigen.
Die häufigsten Gründe, eine psychotherapeutische Behandlung in Anspruch zu nehmen sind Konflikte in beruflichen und privaten Umfeldern, medizinisch nicht erklärbare körperliche Beschwerden ("Psychosomatik"), die Folgen schwerer körperlicher Erkrankungen, Ängste, schwere seelische Verletzungen, Depressionen, Essstörungen, Angststörungen, Zwangsstörungen und andere.
Seit nahezu 50 Jahren besteht in der Bundesrepublik Deutschland der gesetzliche Anspruch, eine psychotherapeutische Behandlung bei psychologischen PsychotherapeutInnen oder ärztlich tätigen PsychotherapeutInnen von einer gesetzlichen Krankenkasse erstattet zu bekommen. Ebenso kann die Behandlung von Kindern und Jugendlichen bei einem entsprechend qualifizierten Psychotherapeuten durch die Krankenkasse übernommen werden. Alles Weitere regeln die Psychotherapierichtlinien, erstattungsfähig in Deutschland sind die psychotherapeutische (tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie) oder psychoanalytische (analytische Psychotherapie) begründende Psychotherapie in Einzel- und Gruppenbehandlung sowie die Verhaltenstherapie in Einzel- und Gruppenbehandlung.
Die Behandlung von Paaren und Familien ist natürlich möglich, aber keine Leistung der Krankenversicherungen.
Auch für Privatversicherte sind die genannten Behandlungsverfahren in der Regel – zumindest teilweise – im Leistungsumfang, je nach Vertrag, der mit der Versicherung geschlossen wurde, enthalten, die Beihilfe übernimmt ggf. in der Regel einen Anteil an den Behandlungskosten.
Die Therapeuten, die zur Behandlung von gesetzlich und privat Versicherten zugelassen sind, durchlaufen in Deutschland eine staatlich kontrollierte und geregelte Ausbildung mit einem staatlichen Abschluss, Voraussetzung ist das Studium zum Psychologen oder das Studium zum Arzt und eine langjährige, spezialisierte Weiterbildung (vgl. Facharztausbildung).
Besondere Vorsicht ist angebracht, wenn 'psychotherapeutische' Leistungen von Personen, die keine Ärzte oder Psychologen sind, und keine Kassenzulassung besitzen, angeboten werden.
Hier ist weder die Qualität der Behandlung noch die Qualität (der Ausbildung) des Therapeuten kontrolliert und gewährleistet!
Neben den modernen verhaltenstherapeutischen Verfahren, die inzwischen ein umfangreiches Sortiment an Techniken für die verschiedensten Störungsbilder anbieten, gibt es die so genannten psychodynamischen Verfahren (psychoanalytisch begründet und tiefenpsychologisch fundiert), die ihre Wurzeln in der Psychoanalyse haben.
Abgesehen von der klassischen psychoanalytischen Behandlung auf der Couch (wird kaum mehr durchgeführt) findet sich heute eine Vielzahl von Modifikationen dieser psychodynamischen Behandlung, die mit unterschiedlichen Techniken, unterschiedlicher Frequenz, unterschiedlicher Behandlungs- und Sitzungsdauer, meist im Sitzen durchgeführt werden kann.
Die Psychotherapiewissenschaft ist eine (zutiefst) humanistische Wissenschaft, die sich allerdings nicht immer in Statistiken und Zahlen abbilden lässt, und daher in ihrer Vorgehensweise und ihrem Effekt immer im Verlauf, im Erleben und in der Beziehung überprüft werden muss.
Das Besondere an den psychoanalytisch begründeten (also den psychodynamischen) Verfahren ist die Arbeit mit und in der Beziehung zwischen Therapeut und Patient. Menschen sind Beziehungswesen und Korrekturen ihres inneren Erlebens, ihres Gefühlslebens und ihrer Symptomatik sind nur möglich, wenn in der Therapie eine ausreichende emotionale Berührung in einer therapeutischen Beziehung, die freilich bestimmten Bedingungen unterliegt, stattfindet.
Die psychoanalytischen Verfahren basieren auf einem äußerst umfangreichen Therapiegebäude mit einer Vielzahl wissenschaftlich fundierter Theorien (beispielsweise Bindungstheorie, entwicklungspsychologische Theorien, Konflikttheorien etc.) und sind hochwirksam. Eine rein rationale Bearbeitung von Symptomen verspricht keinen anhaltenden Effekt.
Zum Teil können diese Verfahren auch bei psychotischen Erkrankungen (schweren psychotischen Depressionen und schizophrenen Psychosen) hilfreich sein oder helfen.
Die Auswirkungen einer solchen Behandlung reichen in alle Lebensbereiche hinein, stärken das Selbstwertgefühl und die Stabilität der Persönlichkeit, insgesamt wird eine vertieftes emotionales Verständnis der eigenen Person und der eigenen Persönlichkeit erreicht, anders ist aber auch eine dauerhafte seelische Veränderung nicht möglich. Wenngleich rasche und sofort sichtbare Effekte einer psychoynamischen Behandlung oft zunächst nicht spürbar sind, so sind die Effekte - vorausgesetzt die Therapie wird professionell und erfahren durchgeführt - im Verlauf immer mehr zu spüren und nachhaltig wirksam. Allerdings ist hierbei eine längerfristige Therapie, manchmal für mehrere Jahre, erforderlich.
Die „kleine Schwester“ der analytischen Psychotherapie ist die so genannte tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, die meist einstündig (im Sitzen) begrenzt(e) Konflikte und Krisen bearbeiten hilft und hier eine Lösung ermöglicht. Auch hierbei werden die erlebten Gefühle und Eindrücke zu früh(er)en Erlebensmustern des Lebens in emotionale Beziehung gesetzt, mit dem Wissen, dass ganz überwiegend frühe und frühkindliche emotionale Erfahrungen das spätere innere Erleben konstellieren. Durch das Wiederbeleben der nicht (mehr) spürbaren Gefühle und Erfahrungen und die bewusste Auseinandersetzung damit kommt es zu einer Lösung der unbewussten Konfliktsituation und einer Stabilisierung und Gesundung.
Zur Klärung der Indikation einer solchen Behandlung sind in der Regel mehrere so genannte Probesitzungen (Probestunden) erforderlich, die dem Therapeuten einen ersten Eindruck vermitteln und ihm möglich machen, die richtige Indikation für das richtige Vorgehen zu finden. Gleichzeitig wird es dem Patienten möglich, seinen Therapeuten und seine Art zu arbeiten kennen zu lernen. Gelingt die Übereinkunft ("Die Chemie stimmt"), wird bei der privaten oder gesetzlichen Krankenkasse ein entsprechender Antrag gestellt, der anonymisiert von einem Gutachter befürwortet, letztlich in den Beginn der Behandlung einmündet.
Die Entscheidung, sich einer psychotherapeutischen Behandlung zu unterziehen, sollte in aller Ruhe und Besonnenheit erwogen werden, darüber hinaus sollte das Gefühl bestehen, von seinem Therapeuten, seiner Therapeutin verstanden zu werden. Hierzu gehört auch, mit dem potentiellen Therapeuten, der potentiellen Therapeutin über Zweifel und Hindernisse zu sprechen, kritische Fragen zu stellen.
Die Psychotherapie eröffnet als Verfahren, welches sich immer wieder mit schmerzlichen, traurigen oder schamhaften Gefühlen auseinandersetzt, in einmaliger Weise einen geschützten und von Vertrauen getragenen Raum, in dem ein Zugang zum Inneren möglich wird, wie er sonst im (heutigen) Leben kaum (mehr) möglich ist. Kein anderes Behandlungsverfahren ermöglicht dem Seelischen in gleichem Maße Entfaltung, Offenheit und Entwicklung.
Sollten Sie auf der Suche nach dem/der richtigen TherapeutIn sein, beraten wir Sie gerne.
Wenn wir Sie ausreichend kennen gelernt haben, beantworten wir Ihnen, welche(r) Therapeut(in) und welches Verfahren für Sie in Frage kommen kann, auf Wunsch können wir auch Ansprechpartner vermitteln, wenn die Psychotherapie nicht in unserer Praxis zustande kommt.
Die Weitervermittlung an eine(n) für Sie geeigneten TherapeutIn mit dem für Sie geeigneten Verfahren übernehmen wir sodann ggf. gerne, zumal uns eine intensive Vernetzung mit nahezu allen therapeutisch tätigen Kolleginnen und Kollegen in der weiteren Umgebung und umfangreiche Kenntnis über deren angewandte Techniken zur Verfügung steht.
Neben mit der in unserer Praxis schwerpunktmäßig eingesetzten psychodynamisch-psychotherapeutischen Technik arbeiten wir selbstverständlich auch mit kognitiv-verhaltenstherapeutischen Techniken - je nach Erfordernis - und können Sie auch hierbei beraten/behandeln, aber auch ggf. an eine(n) geeignete(n), verhaltenstherapeutische(n) Kollegen/Kollegin verweisen.
Bitte beachten Sie, dass auch diese Beratung selbstverständlich nur nach einer genauen Kenntnis Ihrer Lebens- und Erkrankungssituation möglich ist und daher eine abgestimmte Terminvereinbarung und eine längere Zeit der Abklärung benötigt.
Bei allen genannten Schritten ist absolute Anonymität nach außen und der Schutz Ihrer vertraulichen Daten gewährleistet und hat höchste Priorität!
Dr. K. Plab